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Hans-Günter Bilger

Justinus Kerners Brief an den Stuttgarter Intendanten des
Hoftheaters Ferdinand von Gall. Weinsberg im Februar 1850.

Kerner, Justinus, Arzt, Dichter und Schriftsteller (Ludwigsburg 1786-1862 Weinsberg).  Eigenhändiger Brief mit Unterschrift. Weinsberg im Februar 1850. Vier Seiten. Gefaltetes Brief-Doppelblatt (26,4 x 19,4 cm).

      €  1250,-

Sehr schöner, ausführlicher und humorvoller Brief an Ferdinand von Gall (Battenberg 1809 - 1872 Stuttgart), der 1846-1869 Intendant des Königlichen Hoftheaters in Stuttgart und danach königlicher Zeremonienmeister und Ritterkreuztäger des Ordens der Württembergischen Krone gewesen war. „Verehrtester Herr Baron ! Sie werden über mich lachen- oder / schimpfen: denn ich komme wieder mit / Schauspielereien aber dießmal mit / keiner Bitte zu Empfehlungen oder An- / stellungen, sondern es treibt mich nur / Ihnen etwas von solchen zu erzählen. / Es befindet sich hier schon einige Monate die / Schauspieler Gesellschaft eines Herrn Kochs. / Ueber solcher sind drey Individuen so aus- / gezeichnet, daß so oft ich sie spielen sehe / meine Empfindung ist: ach! wenn nur Herr von Gall sie auch sehen könnte“. Kerner empfiehlt dringend die beiden Schauspielerinnen Frau und Fräulein Koch. „Sie bleiben viel zu viel in Stuttgart und bej den dortigen Schauspielern ... kommen Sie hieher und lernen Sie hier meinetwegen gründtlichste Schauspielereien kennen ... kommen Sie nur einmal“. Fast rührend ist es, wie Kerner hier dem berufenen Reformer und Organisator des Theaters und Intendanten des Stuttgarter Hoftheaters empfiehlt, für richtig gutes Schauspiel doch endlich einmal nach Weinsberg zu kommen, das nun ja „nur noch drei Stunden entfernt“ von Stuttgart sei. Dazu lädt er neben von Gall auch den württembergischen Grafen Wilhelm und den Dramaturgen Franz von Dingelstedt ein: er werde sie am Bahnhof in Heilbronn mit seinem Wagen abholen lassen. Und nun bricht der Schalk des Justinus Kerner richtig durch, indem er für den Fall, dass „meine so belobten Schauspielereien gar nichts sind, dann könnten sie mich ja recht auslachen, was ich dann gerne ertragen würde“. Und Dingelstedt könne dann ja ein Lustspiel über ihn und seine Einladung schreiben. Am Schluss entschuldigt er sich noch bei von Gall, dass er ihn im vorigen Sommer bei Marquardt nicht erkannt habe, was an seinem Augenleiden liege. Die Schauspiele jedoch sehe er mit inneren Augen, und diese ließen ihm keine Ruhe, diesen Brief zu schreiben. - Erste Seite mit einigen Tintenflecken in der linken oberen Ecke, außerhalb des Brieftextes. Handschriftlicher Eingangsvermerk Galls vom 12. Februar [1850] in der rechten oberen Ecke. Faltspuren. Bisher unbekannter und unveröffentlichter Brief Justinus Kerners. Schönes, wohlerhaltenes Exemplar.

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