Fons Blavus Antiquariat


Hans-Günter Bilger

 

FONS  BLAVUS  Antiquariat - Messeangebot

 

 

51. Stuttgarter Antiquariatsmesse vom 27. - 29. Januar 2012.

 

Württembergischer Kunstverein, Schloßplatz 2, Stuttgart.

FONS BLAVUS Antiquariat. Stand 42.

Unser Angebot im Messekatalog der Stuttgarter Antiquariatsmesse 2012:

 

 

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Bauernkrieg - [Peringer, Diepold]. Ain schön Außlegu(n)g über das Götlich Gebet, Vater vnser, Das vnß Gott selbs gelernet hat. Das hat Betracht ain Armer Bawr, der weder lesen noch Schreyben kan. gar Hüpsch vnd Nutzlich, allen Christgläubigen Menschen zu gut, auch auß Brüderlicher Trew. [Augsburg: Johann Schönsperger 1522]. Mit großem, sehr schönem Titelholzschnitt. Vier Blätter, das letzte weiß. Schlichter, neuerer Kartonumschlag. 4to.    

verkauft

Früher Druck von Diepold Peringers erster Predigt in einem sehr schönen Exemplar. Der vermutlich aus Ulm stammende Peringer mag „wohl als Bauer geboren worden sein, erhielt jedoch eine Ausbildung, die es ihm ermöglichte, getarnt als analphabetischer Bauer am theologischen Diskurs seiner Zeit aktiv als Prediger des Evangeliums teilzunehmen“. (Siener in AdA 5/2007, S. 332). Mit größter Wahrscheinlichkeit war er mit in dem konspirativen Netzwerk um Müntzer, Kettenbach, Rott, von Hutten, Sickingen u.a. Aufenthalte sind nachweisbar in Augsburg, Nürnberg, Kitzingen, Rothenburg und Schweinfurt, wo sich 1525 seine Spur verliert. Der prächtige Titelholzschnitt zeigt einen knienden Bauern beim Gebet unter einem Schriftband „Vater unser der du bist“, alles im Rund eingefasst von einem Rosenkranz. Dieser Titelholzschnitt wurde bis 1524 immer „deutlicher“, indem der Bauer später ein langes Messer und einen Dreschflegel trägt und zum Symbol des aufrührerischen Bauern wurde. - Sehr schönes, breitrandiges und frisches Exemplar. Seitlich und unten unbeschnitten. Titelblatt mit Rest eines Blattweisers und hs. Eintrag („8.“). Das weiße Blatt verso fleckig. - (Clemen S. 87; Hohenemser 3935; Pegg 1738; vgl. Rosen: Neufforge 93; VD 16 P 1393).

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Hauff, Wilhelm. „Othello. Novelle von Wilhelm Hauff. Herausgeber der Memoiren des Satan“. (Nr. 66 - Nr. 76. 18.03.1826 - 30.03.1826) und „Demoiselle Sonntag in Paris“. (Nr. 151 - Nr. 152. 26.06.1826 - 27.06.1826). In: Abend-Zeitung auf das Jahr 1826; herausgegeben von Theodor Hell [Pseud. für Karl Gottfried Theodor Winkler] und Friedrich Kind. Erster Band. Januar-März. Nrn. 1-77. (- Zweiter Band. April-Juni. Nrn. 78-155). In einem Band gebunden. Dresden: Arnold 1826. 620 Seiten. Mit den Beiblättern „Wegweiser“ 1-51; „Notizenblatt“ 1-12; „Einheimisches“ 1-12. Sprenkelschnitt. Marm. Pappband der Zeit mit goldgeprägtem Rückenschild. 4to.    

reserviert

Novelle und Theaterbericht aus Paris von Wilhelm Hauff in erster Auflage in der berühmten Dresdener Abend-Zeitung, dem „gelesensten und einflussreichsten belletristischen Organ der Zeit“. „27. Februar [1826]: [Hauff] sendet Winkler die Novelle „Othello“ für die Abend-Zeitung ... Macht die künftige Mitarbeit bei Winkler von höherem Honorar abhängig“ und „26./27. Juni: Der erste von drei Korrespondenzberichten über das Auftreten der deutschen Sängerin Henriette Sonntag im „Théatre Italien“ erscheint in Winklers Abend-Zeitung“. (Pfäfflin in Marb. Magazin: W. Hauff. Seite 34-37). In Nr. 99 und Nr. 119 wird das Urteil des Gerichts gegen Franckh in Stuttgart bezüglich der „Mann im Mond“ Affäre veröffentlicht. W. Waiblingers Gedicht „Hemlink’s St. Christophorus“ als Erstdruck in Nr. 98. (Mygdales 11). - Kapitale begriffen. Spiegel und S. 395 gestempelt. Fl. Vorsatz mit mont. Blatt zu K.G.Th.Winkler. Etwas bestoßenes und wenig gebräuntes, gutes, nahezu fleckenloses Exemplar. - (Goedeke IX, 5, 1 und 2).

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Kirchheim/Teck - Inventarium  des Freihofs. „Inventarium und Respective Muetterliche Vermögens-Untersuchung über der Reichshochwohlgebohrnen Frawen Frawen Sophia Charlotte Freyfrau von Degenfeld, gebohrne von Bärner, aigenthümblich zeittliche Verlassenschaft“. Umfangreiche Deutsche Handschrift auf Papier. 95 beschriebene Seiten in deutscher Currentschrift. Zweifach gesiegelt, datiert „Freyhof bey Kirchheim 23. August 1719“ und signiert von Johannes Georgius Conz, öffentlich kaiserlicher Notar. Folio. In neuer HPgmt.-Kassette.     

verkauft

Sehr ausführliche, originale notarielle Erfassung des reichhaltigen Inventars und Hinterlassenschaft der Sophia Charlotte von Degenfeld (geb. Barner, 1684 - 1713). Sie hatte den Kirchheimer Freihof als Mitgift in ihre Ehe mit dem kaiserlichen Obristen Christoph Ferdinand von Degenfeld (1677 - 1733) gebracht, war aber bereits 1713, 29 jährig, im Kindbett verstorben. Akribisch und detailliert aufgelistet werden Silbergeschirr, „Jubelen“, Capitalien (46 166 fl.!), Kleider, Galanteriesachen, Leinwand und Mobiliar, nach Zimmern geordnet (In der langen Cammer, dem obern Saal, dem mittlern Haußöhrn, in der Eß-Stuben etc.). - Der Kirchheimer „Freihof“, außerhalb der Stadtmauer gelegen, aber von einer eigenen Mauer umgeben und mit Privilegien wie Steuerfreiheit und niederer Gerichtsbarkeit ausgestattet, bildete über Jahrhunderte einen Sonderbezirk. Besitzer ab 1600 hatten sogar die Reichsunmittelbarkeit beansprucht (Götz a.a.O.). Im Jahr 1300 zum ersten Mal urkundlich als ‘Hof’ erwähnt, kam der Name ‘Freihof’ erst im 15. Jahrhundert auf. Geschichte und Besitzerfolge des Adelssitzes lassen sich nahezu lückenlos verfolgen. Der erste Besitzer war Herr Craft von Kirchheim (ab 1300), danach u.a. Hans von Wernau, die Thumb von Neuburg, Herzöge von Württemberg, die Linckh von Kirchheim, von Barner bis zu dem Obristen Christoph Ferdinand von Degenfeld (ab 1711). Seit 1836 ist der geschichtsträchtige Freihof im Besitz der Stadt Kirchheim und wird heute als Musikschule genutzt. - Zahlreiche Ecken knittrig, erstes und letztes Blatt angestaubt, etwas fleckig und mit Fehlstellen, jedoch ohne Textverlust. Kordelheftung auf fünf Bünden, durch die beiden Siegel gesichert. Heimat-  und kulturgeschichtlich bedeutendes, hochinteressantes Dokument im originalen, vollständigen Zustand. - (Vgl. R. Götz: Der Freihof in Kirchheim unter Teck. Kirchheim: Stadtarchiv 1989).

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Lonicer Bibel. Das Newe Testament. Auffs new mit schönen Figuren, ordentlichen Registern, Summarien, Concordantzen, Calender vnd Cisioiano, Reimenweise, jetzt new zugericht. Sampt eim Zeiger Büchlin fürnemer Puncten der Heiligen Schrifft, zu ende angehencket. Frankfurt: (Johann Adam Lonicer für Egenolphische Erben, als Barbare Doct. Johan. Cnipij, vnd Marie Pauli Steinmeyers beider nachgelassenen Witwinnen) 1590. Titel in Rot-Schwarz-Druck. 16 nnum. Blätter, 323 num. Blätter, 21 nnum. Blätter. 136 qualitätvolle Textholzschnitte nach Virgil Solis. Schöner, reich mit Rollen- und Plattenstempeln verzierter Schweinslederholzdeckelband der Zeit auf drei echten Doppelbünden. Altes, hs. Rückenschild. Eine intakte Schließe (von 2). Kl.-8vo.    

  verkauft

Das einzige, nachweisbare Exemplar dieser Bibelausgabe in einem sehr wohlerhaltenen, originalen Zustand. Zu Beginn der Kalender mit einem Holzschnitt für jeden Monat mit der Darstellung der anfallenden Monatsarbeit und mit diätetischen Ratschlägen und gereimten Versen für jeden Tag mit Hinweis auf die zahlreichen Heiligen. Es folgen die in Versform beschriebenen astronomischen und kirchlichen ‘Highlights’ des Jahres, nach dem seit dem 12. Jhdt. gebräuchlichen ‘Cisiojanus’, mit dem die kirchlichen Festtage entsprechend der Silbenstellung in den Versen leicht erlernbar waren. Eine weitere Tabelle zeigt die Schaltjahre, Sonntags-Buchstabe, Güldenzahl, Römerzahl und Sonnen-Circkel für die Jahre 1559 bis 1600. Am Ende die „Summarien“, eine kurze Inhaltsbeschreibung der Kapitel aller Bücher des Neuen Testaments, ein Register für die Texte zu den Sonntagen des Kirchenjahrs und ein Register mit Stichworten zum Neuen Testament. Druckvermerk in der Art eines Kolophons auf dem vorletzten Blatt verso. Die zahlreichen, qualitätvollen Holzschnitte im Kalender und im Bibeltext sind Kopien nach Virgil Solis (Nürnberg 1514 - 1562 Nürnberg), mit dem eine neue Epoche der Bibelillustration begonnen hatte. „Für die Frankfurter Bibelillustration spielte eine Folge von Virgil Solis eine außerordentlich große Rolle... Ab 1562 war die Folge um 73 Schnitte erweitert, die ausnahmslos dem Neuen Testament angehörten ...“. Von Feyerabend über Wolff kamen die Holzstöcke 1573 zu Egenolffs Erben (Richter Sp. 828-832 a.a.O.).  Nahezu 50 Jahre lang wurden in Frankfurt Bibeln mit den Bildfolgen von Virgil Solis veröffentlicht. Der Drucker, Johann Adam Lonicer (Frankfurt 1557 - 1615 Wolfenbüttel) war ein Sohn des Frankfurter Arztes und Botanikers Adam Lonicer, der mit einer Tochter des Christian Egenolff verheiratet gewesen war. Er hatte zunächst in Wittenberg ohne Abschluss Medizin studiert und wurde dann Mitarbeiter im Frankfurter Verlagshaus Egenolffs Erben. Außer diesem hier vorliegenden lassen sich nur drei weitere Drucke von ihm nachweisen. Er wurde 1599 von Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel zum herzoglichen Bibliothekar in Wolfenbüttel ernannt, wegen Unregelmäßigkeiten aber 1611 entlassen. (vgl. Richter: Sp. 487 ff. a.a.O.). Zu seiner vita teils unterschiedliche Angaben in der Literatur: Vgl. von Heinemann: Die Bibliothek Wolfenbüttel, Seite 35 ff. und Bader: Lexikon dt. Bibliothekare, Seite 155. - Alt montiertes Papierschild am Titelblatt mit hs. Besitzeintrag von 1590. Darunter kleiner quadratischer Ausschnitt des Titelblatts. Weiterer hs. Besitzeintrag von 1617 am Titelblatt. Vier Stempel von Kapuziner-Bibliotheken am Titelblatt (3) und Spiegel (1). Drei kleine Löchlein im Titelblatt ohne Textverlust. Kleiner Fleck im Vorderschnitt, jeweils in den Außensteg auslaufend. Vereinzelt stockfleckig und durchgehend etwas fingerfleckig. Blatt CCLIII mit Einriss (6 cm) im Text, ohne Textverlust. Einige alte Anstreichungen im Text. Unteres umstochenes Kapitalbändchen entfernt. Dieser Druck ist nur in einem weiteren Exemplar der StaBi-Berlin angezeigt, dort jedoch Kriegsverlust. (Vgl.: G. Richter: Christian Egenolffs Erben 1555 - 1667 in: Archiv für Geschichte des Buchwesens VII, 1967. Mehrfach (s.o.) und Spalte 1076, Nr.776; nicht im VD 16).

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Basel 1488 - Titel
Basel 1488 - Satz
Renaissance-Sammelband: Einbanddecke
Renaissance-Sammelband: Schnitt

Renaissance-Sammelband im schönen, zeitgenössischen Einband. (I.): Nivicellensis, Johannes (Pseudo). Concordantiae Bibliae et Canonum. [Basel: Nikolaus Kessler 1488]. 50 nnum. Blätter, das letzte weiß. (II.): Pelbartus de Themeswar. Expositio compendiosa et familiaris. Hagenau: Heinrich Gran für Johann Rynmann von Öhringen 1504. CXXXIX gez. Blätter. Ein Blatt weiß. (III.): Albertus Magnus. Opus tripartitum. Köln: Heinrich Quentel [Erben] 1503. 12 ungez. Blätter, XXXVIII gez. Blätter, 81 ungez. Blätter, ein Blatt weiß. Kalbslederband der Zeit über kräftigen Holzdeckeln auf drei echten Doppelbünden. Mit reicher Rollen-, Stempel- und Plattenstempel Blindprägung. Acht originale Eckbeschläge. Eine intakte Schließe (von 2). Folio.    

€  7500,-

Renaissance-Sammelband im zeitgenössischen Einband mit einer Inkunabel und zwei Post-Inkunabeln. Zu (I.): GW M14407, Hain 9412; zu (II.): VD16 P 1162; zu (III.): Enthält die drei Teile: 1. Summa de Officio missae. VD16 A 1358; 2. Summa de sacramento Eucharistiae. VD16 A 1359; 3. Sermones XXXII super verbo Venite comeditae. VD16 A 1355. (III.) mit zahlreichen Zier-Initialen. Der Einband mit reicher, ornamental-floraler Blindprägung. Rolle mit Lilienblüten, Stempel mit Adler und Greif. - Erfreulich frisches Exemplar. Durchgehend, teils etwas stärker fleckig und fingerfleckig im Außensteg. Die letzten Lagen schwach feuchtrandig. Die drei letzten Blätter mit kleinen Fehlstellen im Außensteg. Das letzte, weiße Blatt mit Ausriss. Spiegel und erstes Blatt mit späterem hs. Besitzvermerk. Beide Spiegel mit montiertem ‘Makulaturblatt’ (hier Blatt t3 und t2 aus (III.)). Einband wenig berieben. Rückenleder rauh und rissig. Beide Kapitale fachgerecht restauriert. - Gutes Exemplar im originalen Zustand und im alten Einband.

Pelbartus de Themeswar.
Hagenau 1504.
Albertus Magnus.
Köln 1503.

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Albertus Magnus.

Reutlingen - [Schradin, Johannes]. „Warhaffte Ja offenbare erzelung der bösen anschleg vnnd practica, so wider die löbliche protestirende stende vnd Evangeliumbs Ainungs verwanten, Durch gottes vnd seiner Kirchen feinde, den papst und seinen Anhang, zu enntlichem verderben vnd vntergang, soin des Teütschen lanndes fürgenomen vnnd ertacht seind. Item Ursach der genötigten und getrungenen Defension vnd gegenwehr auch wie sich dar Jnnen zu halten sey. / Verbum Domini manet in eternum. / 1546“. Deutsche Handschrift auf Papier. 12 nnum., beidseitig beschriebene Blätter. Mit zahlreichen Marginalien im Bund- und Außensteg. Schriftspiegel: 16,5 cm x 9,5 cm. Blattgröße: 19,5 cm x 14,8 cm. Neuerer, marmorierter Halbpergamentband. 4to.    

verkauft/sold

Zeitgenössische Handschrift von Johannes Schradins Gedicht zum Schmalkaldischen Krieg in Knittelversen im hervorragenden Erhaltungszustand. „Als Karl V. mit immer größerer Feindseligkeit den Protestanten gegenübertrat, zeigten sich Geistlichkeit und Bürgerschaft von Reutlingen zum Widerstand gegen den Kaiser fest entschlossen und angesichts des ausbrechenden Schmalkaldischen Kriegs schickte Schradin unter offener Nennung bzw. Andeutung seines Namens zwei Lieder in die Welt hinaus (1546), welche zu solchem Widerstand aufrufen und ermuthigen ... Diese Lieder voll patriotischen und religiösen Schwungs haben Schradin einen ehrenvollen Platz unter den Dichtern der Reformationszeit gesichert, aber vielleicht dazu beigetragen, daß er seine Vaterstadt längere Zeit meiden mußte“ (Heyd in ADB XXXII, 439). Hier vorliegend das erste Gedicht: In fast 600 Verszeilen hält Schradin dem Kaiser sein Unrecht vor und stellt das bewaffnete Vorgehen der Protestanten als ihr gutes Recht dar. Am Ende handschriftlich datiert und monographiert: „VII. Julij. Anno. 1546. / J.S.“. „Dieses Gedicht gehört zum Besten, was an Manifesten und Flugschriften damals die Welt durchflog“ (Votteler, Seite 58, a.a.O.). - Die Handschrift ist keine reine Abschrift des in den Druckausgaben (VD 16 S 4055-4061 mit Drucken aus Tübingen, Ulm, Erfurt etc.) veröffentlichten Textes, sondern zeigt neben dem Titel auch an zahlreichen Textstellen bewusste Änderungen. Vermutlich war die hier vorliegende Handschrift als Vorlage für eine Neuauflage des Gedichts vorgesehen. Zur Datierung unserer Handschrift: laut Wasserzeichen (gekreuzte Schlüssel in Wappenschild; vgl. Briquet 1142) wurde das hier verwendete Papier in datierten Archivalien der Jahre 1571-1580 im südwestdeutschen Raum, besonders in Regensburg verwendet. - Johannes Schradin (Reutlingen um 1500 - um 1561 Reutlingen) war nach dem Studium in Tübingen neun Jahre lang Lehrer an der Reutlinger Lateinschule. Befreundet mit Melanchthon, Brenz, auch mit Schweizer Reformatoren, stand er den Gedanken der Reformation sehr nahe und schloss sich dem Reutlinger Reformator Matthäus Alber an. Da Reutlingen auf dem Reichstag zu Augsburg die Confessio Augustana unterschrieb, stand die Bürgerschaft ganz auf Martin Luthers Seite. Mit Alber reiste Schradin 1536 nach Wittenberg zum Abschluss der Wittenberger Konkordie. Im Schmalkaldischen Kriege dichtete er zwei Lieder, die zum Widerstand aufriefen. Daher musste er nach dem Augsburger Interim seine Vaterstadt verlassen und hielt sich in Neuffen und Frickenhausen auf. 1553 berief ihn Graf Georg von Württemberg-Mömpelgard, der Vater des nachmaligen württembergischen Herzogs Friedrich I., zu seinem Hofprediger. Hier hatte er 1555 den Ehebund Herzog Georgs mit  Prinzessin Barbara von Hessen gesegnet. Zu Georgii 1557 konnte Schradin wieder als Prediger nach Reutlingen zurückkehren. - Im Falz fachgerecht mit Japan verstärkt. Etwas knapp beschnitten mit Verlust einzelner Buchstaben einiger Marginalien. Gutes, wenig gebräuntes und teils fingerfleckiges Exemplar in vorzüglicher Erhaltung. - (Zu Schradin vgl.: Prof. Votteler: Johannes Schradin, der Genosse Matthäus Albers. In: Programm des Gymnasiums in Reutlingen 1892/93).

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Schwenckfeldt, Caspar. Vom worte Gottes. Das khein ander wort Gottes sei, aigentlich zureden, denn der Su[o]n Gottes Jesus Christus, Bewerung. Damit auch auff Matthie Illyrici schmachbüchlein, mit auffdeckung seiner vilfaltigen Irrthumb wirt geanthwurt. Item, Judicium vber Osianders leere von der Justification. S.l, s.n., s.a. [Ulm: Hans Varnier d.J. 1554]. Titelblatt, 3 nnum. Blätter, 147 num. Blätter, ein Blatt weiß. Farbschnitt. Pergamentband der Zeit mit fünf durchgezogenen Bünden. Schließbänder entfernt. Auf den Decken je umlaufende dreifach Streicheisen-Fileten und blindgeprägte Eckfleurons, die in der Mitte einen zentralen Vierpaß bilden. Späteres, handschriftliches Rückenschild. Kl.-4to.    

verkauft/sold

Eines der Hauptwerke des spirtualistischen Theologen Caspar Schwenckfeldt (Ossig bei Liegnitz 1489 - 1561 Ulm) in erster Auflage und in einem originalen, wohlerhaltenen Exemplar der Zeit. Aus schlesischem Uradel stammend, wurde Schwenckfeldt nach Studium in Köln und Frankfurt/Oder zu einer der führenden Gestalten der Reformation in Schlesien. Wegen seiner Auffassung des Abendmahls und seines spiritualistischen Kirchenverständnisses hatte er sich mit Luther und Melanchthon überworfen und galt als „Sakramentierer“. Durch ständige Verfolgung und unstetes Wanderleben bedrückt, neigte er immer stärker in Richtung auf ein verinnerlichtes, mystisches Christentum, kirchenpolitisch dem Separatismus zu und wurde zu einem der ersten konsequenten Vertreter des Toleranzgedankens. Hier vorliegend entwickelt er seine Auffassung vom Wort Gottes: die Heilige Schrift sei ausschließlich bestimmt für den äußeren, gläubigen Menschen, der allein sie recht zu interpretieren wüsste. - Vereinzelt zeitgenössische, deutsche Marginalien in roter Tinte und sehr zahlreiche, zeitgenössische Unterstreichungen. Wenig gebräunt, einige Blätter schwach wasserrandig. Reste von Blattweisern zum zweiten und dritten Teil. Einband leicht aufgebogen, etwas fleckig und mit kleiner Fehlstelle am oberen Kapital und am oberen Rückendeckel. Vorsatz mit Besitzeintrag alter Hand: „Ex bibliotheca Johan Kinast à Fürstenberg“. - (VD 16, S 5035; zu Schwenckfeldt: LTHuK IX, 382 f.; RGG V, 1620 f.).

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Tübingen - Stiftsordnung. Summarischer EXTRACT Einiger In das Hoch-Fürstl. Theologische STIPENDIUM zu Tübingen, Der Studiorum, Morum, und Disciplin halber, bey denen gehaltenen VISITATIONEN Nach und nach ausgeschriebener Hoch-Fürstl. Rescripten, Decreten, Recessen, und Resolutionen. Stuttgart: Rößlin 1704. 84 Seiten, 13 nnum. Blätter INDEX, 2 Bll. weiß. Sprenkelschnitt. Pergamentband der Zeit mit handschriftlichem Rückentitel.     

verkauft/sold

Die von Eberhard Ludwig erlassene Disziplinar- und Studien-Ordnung „Unsers Fürstl. Stipendii, als deß edelsten Kleinods Unsers Herzogthums“ (Aus dem Vorwort). Der „Summarische Extract“ wollte die bestehende Ordnung nachdrücklich in Erinnerung rufen, ihren Ursprung aus der Zeit Herzog Christophs und die Zusätze, die er erfahren hatte, klarlegen. (Hahn/Mayer: Das ev. Stift, Seite 40 f.). Konkret hieß das, dass sich jeder an die äußerst strengen Vorschriften und Erlasse zu halten hatte. Die mittelalterliche Studienstruktur blieb erhalten, und so weist der ausführliche Index auf sehr zahlreiche strengste Verbote und Vorschriften hin. Erst zu Ende des Jahrhunderts sollte der als veraltet und unmodern geltende Studienbetrieb des Stipendiums durch Carl Eugen dem Zeitgeist angepasst werden. - Einband stärker fleckig und mit Fehlstelle am oberen Kapital. Durchgängig, meist im weissen Rand wasserrandig und stockfleckig. Sehr vereinzelt einige hs. Einträge und Anstreichungen. Extrem breitrandiges Exemplar im originalen Zustand. - (Hahn/Mayer a.a.O. Seiten 25 (Abbildung Titelseite), 37, 40 f., 109 f.; Leube: Geschichte des Tübinger Stifts II, 47 f. und 333; Reyscher: Slg. wttbg. Gesetze 11, 2, 173 ff.; Seck et al.: Bibliographie z. Gesch. der Uni Tübingen 3922; nicht bei Heyd!).

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Alle hier angezeigten Preise sind in Euro  i n k l u s i v e  der gesetzlichen Mehrwertsteuer von derzeit 7%.

VERSANDKOSTEN: Innerhalb Deutschlands liefern wir versandkostenfrei. Europa: 18,-- Euro pauschal. Welt: 36,-- Euro pauschal.

Eine reich bebilderte, kleine Liste finden Sie hier.

Verkaufsbedingungen:

Die im Messekatalog angezeigten Titel dürfen in den ersten 45 Minuten nach der Eröffnung nur reserviert, nicht aber verkauft werden. Alle Interessenten, die eines oder mehrere dieser Objekte erwerben möchten, füllen am Stand der Aussteller von der Messeleitung vorbereitete Karten aus. Eingetragen werden darauf der Titel aus dem Messekatalog, der Name des Interessenten und das Zeichen bzw. der Stempel des Ausstellers. Nach 45 Minuten entscheidet das Losverfahren anhand der (vollständig) ausgefüllten Loskarten.

Wichtig: Der Interessent muss während der Auslosung am Stand sein. Pro Titel aus dem Messekatalog darf von jedem Interessenten nur eine Karte ausgefüllt werden. Die Karten müssen vollständig ausgefüllt und vom Aussteller abgezeichnet bzw. abgestempelt werden. Eingereichte Visitenkarten werden bei der Auslosung nicht berücksixchtigt. Aussteller dürfen am Losverfahren nicht teilnehmen.

 

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